Wasser

Wosser
Wosser, Wosser. Wosser, Wosser…
Du fliasch in Berg oar
Schnell und klor
Sprundelnd und zischend und froah.
Du losch di gian
Du gibsch di hin
Du bisch so wunder, wunderschian.
Du stillsch mein Durst,
Du gibsch mir Lebm
Und I konn mi in dir segn.
Du kialsch mi o
Du gibsch mir Kroft
Du reinigsch mi, nimmsch meine Lost.
Wosser, Wosser, Wosser, Wosser.
(Margit Brugger, 2014)
Bei allen mir bekannten Zeremonien von indigenen Völkern, gibt es mindestens einen Moment, der dem Wasser gewidmet ist.
Das Wasser wird in den Mittelpunkt gerückt. Es wird für das Wasser gesungen und zum Wasser gesprochen. Das Unsichtbare wird sichtbar gemacht: ohne Wasser, kein Leben.
Ich erinnere mich an unzählige tief berührende Gebete für das Wasser, und wie oft während dieser Zeremonien eine tiefe Dankbarkeit in mir aufgestiegen ist, einen Raum, einen Ort, einen Moment zu haben, um auf wunderschöne Weise zu ehren, was WICHTIG ist.
In Gemeinschaft das menschliche Ego an seinen Platz zu weisen und die Kraft und die Potenz dessen anzuerkennen, was uns tatsächlich erhält.
Unzählige Male habe ich während solcher Zeremonien in absoluter Klarheit versprochen, achtsamer zu werden. Das Wasser nicht mehr als selbstverständlich zu nehmen, wenn es mir so demütig begegnet, beim Zähneputzen, beim Kochen, beim Gießen, in der Klospülung, beim Duschen, beim Putzen… Sondern immer einen kleinen Moment des Dankes, des Ehrens einzubauen.
Gelingt mir nicht immer, ich vergesse es oft.
Und jetzt beraubt uns das Wasser seiner Selbstverständlichkeit.
Ich gieße am frühen Morgen die Pflanzen in meinem Garten. Schaue, wie die Birke gelb vertrocknet. Der Feigenbaum gelbe Blätter verliert. Während im Weinberg froh ein Tropfen nach dem anderen Trauben nährt, die zum teuren Wein für den Scheich aus Abu Dhabi werden…
Zwei Bussarde fliegen über mich hinweg und ich frage mich, wieviel Trockenheit können sie aushalten?
“Es sind deine Gewässer, die meinen Leuten das Leben geben,
Diese Gewässer, die traurig meinen Augen entspringen,
Weil man in meinem Land nicht mehr für das Wasser singt”
Julian Herrera, frei übersetzt von mir
Und ich habe für mich die Gewissheit, dass die alten Kulturen, in ihrem Eingebunden sein in das Netz des Lebens, über die Generationen beobachtet haben. Wie das, was geehrt wird, das wofür gebetet und gedankt wird, kommt.
Aus diesem Blickwinkel, scheint es mir nicht verwunderlich, dass das Wasser ausbleibt.
Mein Wunsch? Lasst uns wieder für das Wasser singen und Regentänze veranstalten. Aus dem Herzen heraus ehren und dankbar sein, für das, was uns erhält.
Margit Agam Agadh Takuá Yvy Djù Mirim

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