“Die Schönheit zeigen”
Seit einiger Zeit gehe ich mit der Frage, wie kann ich die Vibration, die ich in der Welt sein will, sichtbar machen. Das Sichtbar machen ist wichtig für mich. Gerade weil in unserer überreizten, lauten, beleuchteten, hyperschnellen Welt, diese Art der Vibration – auch wenn immer präsent – so schwierig ist zu finden.
Wahrscheinlich weil über die Jahrhunderte lächerlich gemacht, versteckt, geheim gehalten.
Aber diese Zeit ist vorbei und der Durst und Hunger nach Seele, nach Verbindung, nach Wahrhaftigkeit, nach Schönheit und Konsistenz ist groß. Durst und Hunger nach Heiligkeit, in ihrem ursprünglichen Sinn.
Also saß ich vor ungefähr 3 Wochen im dunklen Gebetshaus der Guarani (es war Nacht) und habe gemeinsam mit 2 Verwandten das Heilige Feuer gehütet, für die Visionssuchenden im Wald. Gibt es eine bessere Gelegenheit, habe ich mir gedacht, als direkt das Feuer zu fragen, in diesem einzigartigen Moment? Also habe ich gefragt: wie geht das, mich mit dem was ich trage, sichtbar zu sein.
Ohne nämlich in die Egofalle zu tappen. Jene Persönlichkeitsanteile in mir zu triggern, die sich an so und so vielen Likes aufgeilen und sich super wichtig finden. Weil es darum nicht geht. Sondern darum, Harmonie, Frieden, Einheit, Wahrheit und Liebe Raum zu geben. Sie zu vibrieren und zu verbreiten.
Und die Antwort kam: die Schönheit zeigen.So einfach!
Und so teile ich hier einige Bilder von heute Morgen. Gestern wurde gewimmt, bei uns zu Hause. Wunderschöne Trauben. Außergewöhnliche Qualität. Genau dir richtige Menge. Alle Erntehelfer wohlauf und fröhlich. Was können wir tun, in unserer modernen, oft achtlosen Welt von “keine Zeit”, mit so viel Segen?
Wir können danken. Erntedank.
Von Herzen danken, der großen Mutter, wie wohl sie es uns meint. Wie sie uns nährt, mit so vielen verschiedenen Farben, Düften, Geschmäckern, Texturen und in welcher Fülle. Den Hütern dieses Platzes, für ihr Wohlwollen und ihre Großzügigkeit. All den kleinen und größeren sichtbaren und unsichtbaren Wesen, für ihren Beitrag zum guten Gedeihen. Dem Wasserspirit, dass er uns mit Hagel verschont hat, dieses Jahr. Es tut einfach so gut zu danken.
Und das muss nicht nur zur Ernte so sein.
Seit ich hier lebe, und auch schon früher, als ich als Kind hier in den Sommerferien war, pflege ich die Beziehungen zu den Wesenheiten, die hier sind. Wir haben einen Naturaltar. Er ist ein bisschen überwuchert und die Unachtsamkeit der Mäher hat den Zwergen die Zipfelmützen abgeschlagen.
Aber es ist ein wunderbarer Ort für mich, hier mehr oder weniger regelmäßig in Kontakt zu treten und mit allen zu sprechen und allen zu lauschen. Es bringt Freude und Fülle.
Und heute Morgen, die verschiedenen Blüten zu sammeln, eine Traube zu pflücken, einen heiligen Gesang anzustimmen und Schritt für Schritt in Demut zu gehen, vom Haus zum Altar, so wie ich es so oft getan habe, in Gesellschaft der Frauen beim Frauengebet der nächtelangen Zeremonien um das Feuer. Hat mich tief berührt, beseelt, genährt. Und Schritt für Schritt fülle ich meinen Platz aus als Medizinfrau, lerne ich, was das bedeutet.
Aguydjevete
Agam Agadh – Takua Yvydju Mirim